Berner Oberländer

2023-02-15 16:46:44 By : Mr. Wellcare Alex

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«Du musst schauen, dass du den Sprung gerade anfährst. Und nicht schneller als 90 km/h, sonst fliegen wir zu weit!» Eine komische Einweisung, die man sonst an einer Fahrvorstellung eines neuen Modells nie zu hören bekommt. Dieses Auto aber ist geradezu für Sprünge konzipiert. Mit dem Ranger Raptor hat Ford 2019 eine auf rasanten Offroad-Fahrspass ausgelegte Version seines Midsize-Pick-ups lanciert, dessen Fahrwerk mit Fox-Dämpfern so gut wie alles wegstecken kann. Und weil der Raptor in Europa mit über 8000 verkauften Einheiten ein Riesenhit ist, bringt der US-Hersteller jetzt auch von der neuen Ranger-Generation eine solche Power-Variante.

Pick-ups sind inzwischen ein Symbol für automobile Unvernunft: Gross, schwer und mit einer offenen Ladefläche, entsprechen sie so gar nicht dem aktuellen Zeitgeist. Wobei: Das kommt ganz auf die Region an. In grossen Teilen der Welt, etwa in Südostasien, Australien, Afrika sowie Süd- und Nordamerika, sind Pick-ups nach wie vor sehr beliebt. Allerdings sind auch auf den Schweizer Strassen immer mehr Pritschenwagen zu sehen – die Pick-ups haben sich inzwischen auch hierzulande vom reinen Arbeitstier zum Lifestyle-Modell entwickelt. Genau da setzt der Ranger Raptor an: Obwohl das Modell in Australien entwickelt wurde, um damit mit Vollgas über staubige Rüttelpisten zu düsen, trifft es hierzulande den angesagten Adventure-Lifestyle, auch wenn die Kunden damit dann nur ins Büro fahren.

Dass der neue Ranger Raptor dennoch ein ernst zu nehmender Offroader ist, konnte er an der Fahrvorstellung in Spanien eindrücklich unter Beweis stellen. Dank des ausgeklügelten Allradsystems, sperrbaren Differenzialen an beiden Achsen, grossen Geländereifen und einer entsprechend hohen Bodenfreiheit wühlt sich der Power-Pick-up scheinbar mühelos durch Schlamm und Dreck, klettert gekonnt über Felsen und meistert steile Hänge oder tiefe Wasserdurchfahrten spielend. Dazu stehen per Drehschalter auswählbare Offroad-Set-ups zur Verfügung, je nach Gelände helfen so «Stein/Fels», «Sand/Schnee» oder «Schlamm/Spurrillen» dem Fahrer, die ideale Abstimmung von Gas, Getriebe, Lenkung und Fahrwerk zu finden. Dämpfer, Getriebe, Allradmodus und Sperren können aber auch einzeln angewählt werden.

Um das wahre Wesen des Raptors zu erleben, muss man den Drehschalter aber noch eine Position weiterdrehen. «Baja» leuchtet dann auf dem Fahrerdisplay auf, und die Grafiken darauf färben sich Wüstensandgelb. Dann sind alle Parameter auf «scharf» gestellt: Der Doppelauspuff bollert, das Gaspedal reagiert gierig, die Lenkung ist straffer und das Fahrwerk ist darauf ausgelegt, zu tun, wozu der Ranger Raptor entwickelt wurde – in rasantem Tempo über Geländepisten zu fliegen. «Der Baja-Modus ist das ultimative Programm für Highspeed-Geländeritte», bestätigt Entwickler Dave Burn. Und ja, das kann der Pick-up tatsächlich wie kaum ein anderes Serienmodell – höchstens sein grosser Bruder, der F-150 Raptor, kann ihm in dieser Disziplin das Wasser reichen. Wenn überhaupt.

Damit es dabei ordentlich zur Sache geht, haben ihm die Entwickler ein entsprechendes Performance-Aggregat verbaut: einen willig hochdrehenden 3-Liter-V6-Biturbo-Benziner mit einer Leistung von 215 kW (292 PS) und einem maximalen Drehmoment von 491 Nm, gekoppelt an ein 10-Stufen-Automatikgetriebe. Ford hat also die Rufe der Fans nach mehr Power gehört, denn der Vorgänger war ausschliesslich mit einem 2-Liter-Diesel erhältlich – wer lieber etwas gemütlicher und dafür deutlich sparsamer unterwegs sein will, kann den Selbstzünder ab Frühling 2023 auch für die neue Modellgeneration ordern. Ob das tatsächlich viele tun werden, ist allerdings fraglich.

Der neue Raptor hat aber auch abgesehen von seiner Geländekompetenz viel zu bieten. Wie bereits der Vorgänger ist er umfangreich, modern und komfortabel ausgestattet: Ein voll digitales Cockpit mit riesigem Touchscreen im Hochformat in der Mittelkonsole, elektrisch zehnfach verstellbare Sportsitze oder eine B&O-Soundanlage erwartet man in einem rustikalen Pick-up nicht unbedingt. Und auch auf der Strasse macht er seine Sache vorzüglich. Ja, er fühlt sich gross und schwer an, seine Masse kann der Ranger Raptor nicht verstecken. Doch er rollt komfortabel ab und fährt, ohne gross zu wanken, durch Kurven, was in dieser Fahrzeugklasse keine Selbstverständlichkeit ist. Der Fahrkomfort ist erstaunlich hoch. 

Mit seinen ausladenden Abmessungen, dem in vier Stufen einstellbaren Auspuffklang oder seinem Normverbrauch von 13,8 Litern scheint der Ford Ranger Raptor tatsächlich nicht mehr in die heutige Zeit zu passen. Oder er ist herrlich unvernünftig, wie andere sagen würden. So oder so wird der Power-Pick-up hierzulande gut ankommen: Von der Vorgängergeneration war in der Schweiz fast jeder zweite verkaufte Ranger ein Raptor. Diesen Erfolg sollte die neue, deutlich verbesserte Generation locker weiterführen können. Trotz eines Basispreises ab 74’010 Franken.